Traumbeladen

In den Gedichten von Knut Wagner „welkt am blassen Horizont stumm dahin ein lahmer Mühlenflügel, baumelt das Korsett der Konventionen wie ein Schal im Wind“ und werden unglückliche Lieben elegisch besungen. In der vorliegenden Textsammlung haben aber auch Schriftsteller ihren Auftritt, denen Wagner sehr nahe steht. So lässt er den Lyriker Jewgeni Jewtuschenko in Hemingwayscher Manier durchs Meininger Theaterfoyer wie über Planken gehen. Da beschreibt er, wie der Dichter Walter Werner seine großen Hände über eine Handvoll junger Schreiber hält, die nach einer Rotwein-Orgie ihren Frust über die Hohlheit der SED-Funktionäre an die geblumten Tapeten des „Sächsischen Hofes“ kotzten. Und er erzählt von der letzten Eulenspiegelei des Meininger Romanschriftstellers Wolfgang Rinecker.

Der Titel des Büchleins „Traumbeladen“ verrät viel, aber lässt gleichzeitig alles offen. Es bleibt Platz zum Träumen und Sinnieren.

Wagner schreibt von zugeschlagenen Türen, Einsamkeit und Leere, die sich hin und wieder doch mit Lachen füllt. Das Du und das Ich spielen eine große Rolle in seinen Gedichten. Und: Er zeichnet berühmte Werke wie Lovis Corinths „Mädchenakt“ oder „Portrait einer Schauspielerin“ nach Monet in Worten nach.

Aber auch Orte, die er intensiv erlebt hat, inspirierten Knut Wagner zu Gedichten. Immer wieder malt er Landschaftsbilder. Hier ein „Dorfidyll“, dort eine „Gebirgslandschaft“ und dazwischen ein „Gondelteich“. Erfrischend ist die Lektüre.

Gedichte und Betrachtungen wechseln sich ab. Sei’s seine erste und spätere Begegnung mit Jewgeni Jewtuschenko, oder seine Zeit an der Jugendbühne in Erfurt mit Peter Pollatschek, dem Schauspieler mit Regieambitionen, Knut Wagner erzählt seine und ihre Geschichte.

Nachwort von Katja Wollschläger, im August 2011